The Girl with all the Gifts (2016)

Veröffentlicht am 12. Juli 2017, 21:34 Uhr.
Cover: The Girl with all the Gifts (2016)

Die Story

In einer nicht allzu fernen Zukunft ist der Großteil der Menschheit mit einem Pilz infiziert, der sie zu aggressiven Zombie-artigen Wesen – genannt Hungries – mutieren lässt. Seit Jahren forscht Dr. Carlone Caldwell (Glenn Close) an einem Mittel gegen das Pathogen. Sie glaubt, den Schlüssel zur Rettung der Menschheit in Denjenigen zu finden, die sich zum Zeitpunkt der Infektion noch als ungeborene Babys im Leib ihrer Mutter befanden. Zu eben diesen Auserlesenen zählt die nun zehnjährige Melanie (Sennia Nanua), die zusammen mit einer Gruppe Gleichaltriger in einem massiv von der Außenwelt abgeschotteten militärischen Komplex lebt.

Der Alltag der Kinder gleicht denen von Verbrechern in Hochsicherheitsgefängnissen. Schwer bewaffnete Soldaten, die gleichermaßen Angst wie Abscheu für die Insassen empfinden, bewachen sie mit paranoider Aufmerksamkeit. Denn auch wenn es äußerlich so scheint: Melanie und die Anderen sind keine gewöhnlichen Kinder – in ihnen schlummern die gleichen aggressiven Wesen, die sich für die beinahe Ausrottung der Menschheit verantwortlich zeichnen. Ein Zustand, den sich auch Helen Justineau (Gemma Arterton), die die Gruppe als Lehrerin betreut, immer wieder ins Gedächtnis rufen muss. Denn sie sieht immer noch das Menschliche in den Kindern. Vor allem zu der überaus freundlichen und intelligenten Melanie baut sie ein Verhältnis auf.

Kurz bevor Dr. Caldwell einen entscheidenden Schritt in Richtung Heilmittel erreicht, wird der Stützpunkt von einer gewaltigen Horde Hungries überrannt. Caldwell, Helen und Melanie, sowie eine hHandvoll Soldaten, angeführt von Sergeant Parks (Paddy Considine), können entkommen. Als Benzin, Vorräte und Munition knapp werden, sind die Fliehenden notgedrungen auf die außergewöhnlichen Fähigkeiten von Melanie angewiesen, um in der von Hungries dominierten Umgebung überleben zu können.

Die Darsteller

In ihrem erst zweiten Film überzeugt Sennia Nanua in ihrer Darstellung als überaus neugieriges Mädchen, immer im Spagat zwischen sozialem, verspieltem Kind und triebgesteuerten Zombie. Auch die Kritiker bezeugen der britischen Newcomerin großes Potential. Nicht minder überzeugend die Performance von Glenn Close ("Eine verhängnisvolle Affaire"), die als eiskalte, ungeschminkte und vom Leben gezeichnete Wissenschaftlerin nach einem Heilmittel forscht und dabei mit aller Konsequenz ihren Weg geht. Ein wenig blasser ist da Paddy Considine ("Das Bourne Ultimatum", "The World’s End"), der zu Beginn die Rolle des Bad Ass Soldaten verkörpert, aber im späteren Verlauf des Films zunehmend abbaut. Die menschliche und emotionale Komponente des Films nimmt Gemma Arterton ("Hänsel und Gretel", "Prince of Persia") ein, die als eine Art Ersatzmutter immer auf der Seite von Melanie steht und somit den Gegenpol zu Caldwell & Parks darstellt.

Sennia Nanua
Melanie
Gemma Arterton
Helen Justineau
Glenn Close
Dr. Caroline Caldwell
Paddy Considine
Sgt. Eddie Parks
Fisayo Akinade
Kieran Gallagher
Dominique Tipper
Devani


Kritik

Zweifelsohne ist die Zombie-Thematik in der aktuellen Zeit ein wenig überpräsent, was nicht zuletzt auch an erfolgreichen Serien wie "The Walking Dead" liegt. Um so erfrischender ist es, wenn es dann gelingt, ein paar neue Ansätze und Blickwinkel zu zeigen. So haben wir es in "The Girl with all the Gifts" zwar auch mit schnellen (ähnlich wie z.B. in "28 Days later") und hoch ansteckenden (die Mutation passiert innerhalb nur weniger Sekunden) Zombies zu tun, aber auch mit verschieden Stadien der Zombies. Die Hungries verfallen nämlich ab einem bestimmten Zeitpunkt in einen Koma-ähnlichen Zustand, der Pilz breitet sich über ihren gesamten Körper aus und frisst sie praktisch auf. Der Mensch als Nahrungsquelle für die Natur.

Sowieso steht die Natur in der zweiten Hälfte des Films mehr im Vordergrund. Hervorragend in Szene gesetzt: das urbane London – menschenleer und vollkommen überwuchert von Pflanzen. Im Vergleich zu anderen Endzeitfilmen, die solche Metropolen praktisch immer komplett zerstört zeigen, wirkt die Stadt hier eher wie ein riesiger, idyllischer, ja fast schon friedlicher Garten.

Allerdings gibt es auch ein paar Abstriche, die aus "The Girl with all the Gifts" zwar einen überdurchschnittlich guten, aber eben keinen perfekten Film machen. So wirkt vor allem die Konfrontation der Überlebenden mit einer Gruppe wilder Kinder in London deplatziert. Auch Logikschwächen – mal reagieren die Hungries sehr empfindlich auf Geräusche, Gerüche und Bewegungen, mal nicht – schmälern ein wenig den sonst guten Gesamteindruck. Auch das Ende dürfte nicht für alle Zuschauer vollständig befriedigend sein.

Kern des Films bleibt aber der innere Konflikt von Melanie: einer Infizierten, die einfach nur Mensch sein will, aber eben nicht aus ihrer Haut kann – und am Ende sich für eine Seite entscheiden muss.

 

Hintergrund

"The Girl with all the Gifts" basiert auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Mike Carey, der in Deutschland 2014 unter dem Titel "Die Berufene" erschienen ist. Mike Carey arbeitete auch am Drehbuch mit, welches dann von Regisseur Colm McCarthy inszeniert wurde.

Trailer


Extras

Für diese Review wurde die deutsche BluRay getestet. Es gibt kein Booklet und nur wenige Extras:

  • Interviews mit Cast & Crew
  • Behind the Scenes

Weitere Meinungen

Dementsprechend ist McCarthys Film weitaus weniger Horror- oder Endzeitstreifen als Coming-of-Age-Drama mit existenzialistischen Einsprengseln.

– Falk Straub (DEADLINE #64)
Titel:
The Girl with all the Gifts
Land / Jahr:
Großbritannien, USA / 2016
Länge:
111 Minuten
Regie:
Colm McCarthy
Deutscher Vertrieb:
Universum Film, Square One
Deutscher BluRay-Verkaufsstart:
23. Juni 2017



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